Mama-Overload: Zwischen Windeln und Wahnsinn

Eigentlich müssten es Mütter heute ja super einfach haben. Für alles gibt es einen Kurs, Beratungsangebote und haufenweise Mama-Blogs im Netz. Eigentlich. In Wahrheit ist man durch den Info-Overload einfach nur überfordert und gestresst. Ich zumindest werde von den ganzen Meinungen, Forschungen und Richtlinien zur Elternschaft fast wahnsinnig.

Mit 24 Monaten sollte das Kind bereits so und so viele Wörter sprechen. Wenn nicht, sollte es zum Logopäden zwecks Sprachtraining. Es soll wertgeschätzt und gelobt werden, aber nicht zu viel, immerhin sollte es einen gesunden Selbstwert behalten. Ebenso wie man das Kind unterstützen sollte bei Dingen, die es machen möchte, aber eben doch nicht, weil eigentlich sollte es ja alles irgendwann alleine hinbekommen. Jacke aus im Kindersitz, Socken aus in der Wohnung (außer die Schwiegermutter ist zu Besuch), Helm auf beim Bobbycarfahren, Creme drauf bei Kälte, Creme drauf bei Hitze, eigentlich aber gar keine Creme, Schnuller weg, Decke ebenso, Bauchlage nein, aber regelmäßig trotzdem, in den Arm nehmen, aber beim Laufen nicht am Arm halten, sprechen, aber nicht vorsprechen, …

Und da ist das Top-Thema Ernährung noch gar nicht dabei.

Als nicht gerne kochende Mama hat man nämlich sowieso verkackt. Immerhin sollte der Brei im besten Fall immer selbstgemacht und die Ernährung immer gesund sein. Und bietet man nicht genug Vielfalt, nimmt man ein auf ewig zutiefst gestörtes Verhältnis seines Kindes zu Essen in Kauf. Wer sich zu Fertiggerichten bekennt, hat in der hippen Insta-Mütter-Community jeglichen Respekt verloren. Entsprechend werden neben diversen Erziehungsratgebern von Neo-Mamas auch noch etliche Kochbücher gebunkert.

Nie enden wollende Optimierungsfalle?

Während mein kleiner Bruder in den 1990ern noch unter dem Tisch eingeschlafen ist und sich die anwesenden Gäste darüber amüsierten, dass er seelenruhig weiterschlief (er ist heute IT-Experte, geschadet hat es ihm offenbar also nicht!), trauen sich heute viele Eltern abends nicht einmal mehr Besuch zu empfangen, tracken die Schlafgewohnheiten ihrer Kinder auch mit zwei Jahren noch via App und bitten bei jedem nicht planmäßigem Power-Nap Doktor Google um Rat. Me-Time wird aus dem Kalender gestrichen, um dem schlechten Gewissen gar nicht erst Platz zu bieten. Date-Nights gibt es sowieso nicht. Und um Unsicherheiten zu überspielen, wird einfach noch mehr recherchiert und Eltern werden unsicherer als je zuvor.

Dabei sollte man als Mama wachsen und nicht paranoid werden …

Liebe Mamas, hört auf euer Bauchgefühl!

Man sagt: „Eine Mutter weiß, was für ihr Kind das Beste ist“. Aber wie sollen Mutterinstinkt und Intuition zum Vorschein kommen, wenn man von allen Seiten mit Infos bombardiert wird? Wenn man sich selbst nicht die Freiheit lässt, mal „frei drauf los“ zu machen, sondern ständig eine Form der Bestätigung sucht, nach Anleitungen, Guides oder Vergleichen?

Viele Möglichkeiten und Chancen implizieren auch Erwartungshaltungen und Druck. Da kann man sehr schnell den Überblick verlieren und vor allem ein gutes und sicheres Gefühl für sich selbst. Schnell läuft man Gefahr, sich selbst als Person zu verlieren. Gepaart mit einem chronisch schlechten Gewissen. Das ist im Grunde fatal. denn so leben wir in einem ewigen Kampf mit uns selbst. 

Meine Survival-Strategie daher? Hört auf euer Bauchgefühl. Anstatt alles ständig zu recherchieren, priorisiert euer Gefühl, wenn der Kopf mal wieder alles hinterfragt.

Frei nach dem Motto „Learn from your kids. They know best möchte ich uns alle ermutigen, die Dinge öfter mal durch Kinderaugen zu sehen. Einfach mal schaukeln gehen, einfach mal nur spielen. Dinge tun, die euch gut tun.

Dazu gehört auch mal „Nein“ zu sagen und vor allem auch „Stopp! Pause! Ich brauche jetzt Zeit für mich!“

Und das ganz ohne schlechtes Gewissen, sondern mit dem sicheren Wissen, dass es eine wichtige Investition in die gesamte Familie ist.

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