Schwanger in der Corona-Krise: Wie fühlt man sich?

Wer zu Pandemie-Zeiten ein Kind erwartet, erlebt viele Unsicherheiten. Vor allem Erstgebärdende müssen auf viele Dinge verzichten, die sonst selbstverständlich sind. Wie etwa Geburtsvorbereitungskurse, Treffen zum Austausch mit anderen Schwangeren und vor allem auf den durchgehenden Beistand des Partners im Krankenhaus. Ich habe mit schwangeren Frauen aus Österreich und Deutschland gesprochen…

„Ich habe bis zur 12. Woche im Krankenhaus gearbeitet und da hatte ich keine Angst. Auch momentan beeinflusst mich die Corona-Krise null“, erklärt Lisa.

Erika ist mit der ersten Schwangerschaft so beschäftigt, dass sie gar nicht an die Corona-Krise denken kann. Sie meint: „Ich habe keine Ängste oder Unsicherheiten. Ich habe vielleicht leichte finanzielle Sorgen, weil mein Partner sich selbstständig gemacht und im Moment das Gefühl hat, dass ich ihn unterstützen müsste. Ich sehe es als eine Phase. Mir tun die anderen Menschen leid, denen es finanziell wirklich nicht so gut geht. Die ihre Träume aufgeben müssen etc. Ich dagegen habe einen sehr sicheren Job, das hat man bereits im ersten Lockdown gesehen. Ich habe sogar derzeit mehr Energie, Ideen und Kraft, etwas Neues anzufangen. Natürlich alles nebenbei. Jede Veränderung befindet sich in der so genannten Phase ‚im Tal der Tränen‘, danach geht die Kurve wieder nach oben.“

Man macht sich auf alle Fälle Gedanken‚ was wäre wenn…‘

Lusy sieht das etwas anders. Sie belastet die Corona-Pandemie durchaus: „Man macht sich auf alle Fälle Gedanken‚ was wäre wenn…‘. Da ich im psychosozialen Bereich tätig bin und nach wie vor arbeiten gehen muss. Auch die Entbindung und das Klima im Krankenhaus machen mir Gedanken, die ich zur Zeit ausblende. Ich versuche, auf das Beste zu hoffen.“ Die meisten Gedanken macht sich die Mutter dann jedoch nicht um die Corona-Krise, sondern um Dinge, die auch Schwangere abseits der Pandemie als Sorge kennen: „Mir wurde etwa bei dem Trisomie-Test ein schlechtes Ergebnis bei der Wahrscheinlichkeit ausgerechnet und dies so übermittelt, dass ich mich ernsthaft und stark mit dem Thema auseinandersetzen musste, wie es wäre, wenn mein Baby krank oder behindert auf die Welt kommen würde. Und das, obwohl bei uns im gesamten Herkunftssystem alle gesund waren… ich habe nun so viel mehr Achtung vor jeder Frau, die bereits Mutter ist!“

„Die Ängste und die Ungewissheit waren enorm groß“

Einschränkungen spüren sie alle. So finden Kurse etwa online statt Face-to-Face statt und auch Hebammen werden teils über Zoom oder Telefon kontaktiert. Manche Termine werden komplett abgesagt. Lusy erzählt: „Mir sind mehrere wichtige Termine während meiner Schwangerschaft ausgefallen und die Ängste und die Ungewissheit waren demnach enorm groß. Außerdem muss ich sagen, habe ich mich schon sehr auf die Vorbereitungskurse gefreut. Ich wollte ebenfalls Schwangeren-Schwimmen oder Schwangeren-Yoga machen, was nun absolut nicht mehr zu finden ist. Alle kostenlosen Kurse und Infoabende der Stadt Wien wurden aktuell abgesagt.“

Bei den aktuellen Einschränkungen für Väter sind sich die Frauen einig: „Ich finde es absoluter Schwachsinn! Da werden andere Sachen geduldet, die weniger ‚relevant‘ sind wie etwa 500 Leute in einem Stadion, aber der werdende Vater darf höchstens zwei Stunden bei seiner Frau und seinem Kind bleiben. Das verstehe ich nicht!“, empört sich Lisa. „Es ist schon traurig genug, dass der Vater bei den Untersuchungen über die ganze Schwangerschaft gefehlt hat“, meint auch Lusy. Sie ergänzt: „Beim ersten Ultraschallbild, beim ersten Herzschlaghören. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, die Geburt ohne die Hand von meinem Partner zu erleben, oder noch schlimmer – wie es bei einem uns bekannten Paar vor einigen Wochen passierte – dass das Baby der Mutter oder dem Vater erst nach 12 Tagen in die Hand gedrückt wurde, da die Mutter während der Geburt Corona hatte.“

Lusy Skaya (copyright by Eichinger Fotografie)

Erika scheint eine Ausnahme zu sein: „Ich habe keine Probleme damit, dass mein Partner erst später dazu kommt. Ich glaube, ich werde anderweitig beschäftigt sein, als mich um meinen Partner kümmern zu müssen. Ich war schon mal bei einer Geburt dabei und fand es erst zum Ende hin aufregend und spannend. Die ganze Zeit hätte ich nicht dabei sein müssen… Auf der Wochenstation sieht es natürlich anders aus. Da hätte ich ihn gern bei mir, da verpasst man sehr schnell sehr viel.“

Von einer Beratung hat Lisa bis dato abgesehen. Lusy wäre hingegen gerne besser informiert. Sie erzählt: „Es gab zwei Ausfälle in der letzten Zeit, als ich zwei Monate weder das Organscreening noch eine Frauenarztuntersuchung hatte und während dieser Zeit gar nicht wusste, wie es meinem Baby geht. Die Ärzte sind sehr distanziert und kühl. Bei meinen Ängsten habe ich das Gefühl, absolut nicht ernst genommen und abgewimmelt worden zu sein. Ich habe in dieser Zeit auch durch die Hormone viel geweint und erst seit ich den Kontakt zur Hebamme habe, fühle ich mich sicherer und aufgehoben.“

Eine Hausgeburt kommt für Lisa nicht in Frage. Lusy hingegen hofft darauf. Für sie wäre es sogar eine Traumvorstellung: „Ein großer innerer Wunsch, falls alles glatt laufen sollte, ist da, zu einer Hausgeburt um so selbstbestimmt wie möglich entbinden zu dürfen. Die meisten Mütter in meiner Umgebung raten zwar davon ab, ich bin aber immer mehr dazu bereit und schwanke nur noch ein wenig, ob ich mich bereits bei der ersten Geburt trauen soll. Ich möchte eine natürliche Geburt erleben und dass mir alle Möglichkeiten dafür gegeben werden.“

Über eine Ansteckung im Spital denkt sie lieber nicht nach.

Über eine Ansteckung im Spital denkt Lusy lieber nicht nach. „Ich bin der Meinung, dass man Sachen mit seinem schlechten Gewissen anzieht. Deswegen gilt immer, einfach positiv in eine Sache gehen!“

Auch Erika vertraut auf die Spitäler: „Ich glaube, das Krankenhaus setzt die Corona-Maßnahmen gut um. Ich muss darauf vertrauen, dass alle Krankheiten von mir fern bleiben. Hauptsache, dem Baby geht es gut.“

Lusy hingegen hat Angst. „Da es eben im näheren Umkreis passiert ist und viele aus der Familie und der nahen Verwandtschaft erkrankt waren. Da ist die Angst schon da. Obwohl ich täglich versuche, dankbar für jeden gesunden und friedlichen Tag zu sein und mich nicht zu sehr in Panik zu versetzen.“ Kontakte zu Verwandten oder dem Freundeskreis finden per Videotelefonie statt. Zweiterer, so Lusy, hat sich durch die erste Schwangerschaft sowieso plötzlich minimiert oder komplett erneuert. „Ich genieße das neue Familienglück und die gemütlichen Abende zu Hause.“

Erika macht viel Sport und kuschelt regelmäßig mit ihrem Hund: „Auch das stärkt die Abwehrkräfte.“

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