„So steigt man aus der Wutspirale aus und stärkt die Beziehung zum Kind“

27 Juni, 2025
Nathalie Spiegelfeld
Vierfach Mama & Gründerin MuM Akademie

Alle unsere Gefühle gehören zu einer Familie. Es gibt keine guten und schlechten Gefühle. Es gibt nur Gefühle, die sich gut anfühlen, wie zum Beispiel Liebe, Freude, Dankbarkeit und Gefühle, die sich nicht so gut anfühlen, wie zum Beispiel Wut, Angst, Neid. Auch diese Gefühle wollen gesehen und gehört werden. Sie haben eine Botschaft für uns und immer eine positive Intention. Wut kann die Intention haben, auf deine Bedürfnisse aufmerksam zu machen. Angst will dich meistens vor einer Gefahr beschützen. Ich stelle mir die Gefühle immer wie eine Ampel vor: Ein Gefühl, das sich gut anfühlt, bedeutet für mich: Grün! Go! Ein Gefühl, das sich nicht gut anfühlt, bedeutet: Rot! Don´t go there!

Was ist Wut und wofür ist sie gut?

Leider denken viele, dass Wut nicht sein darf. Sie ist so eine starke Emotion, dass sie oft als unangenehm und unerwünscht empfunden wird. Sie macht uns Angst. Schon im Kleinkindalter wollen wir Eltern die Wut unserer Kinder unterbinden. Dabei bringen wir unseren Kindern bei, dass Wut etwas Schlechtes ist. Kinder lernen schnell, die Wut zu unterdrücken. Doch wenn man die Wut unterdrückt, wird sie nur stärker. Wenn du nicht gehört wirst, was passiert dann? Richtig! Du schreist noch lauter!

Dabei brauchen wir die Wut, um Grenzen zu setzen und Bedürfnisse einzufordern. Kinder müssen wütend sein. Es bringt sie in ihrer Entwicklung weiter.

Warum werden wir selber so schnell wütend?

Unsere eigenen Bedürfnisse sind nicht befriedigt.

Als Mütter haben wir gelernt, unsere eigenen Bedürfnisse hintenanzustellen. Wir haben verlernt, unsere Bedürfnisse auszudrücken. Zuerst kommen immer die anderen.

Tipp: Finde heraus, was dir wichtig ist und nimm deine Bedürfnisse wahr! Ein NEIN zu jemand anderem ist ein JA zu dir!

Wir haben nicht gelernt, mit unseren eigenen Gefühlen richtig umzugehen.

Auch wir Eltern sind Menschen mit Schwächen, Bedürfnissen und Emotionen. Der erste große Fehler ist es, zu glauben, dass wir als Eltern etwas Besseres sein müssen. Auch wir haben Gefühle, die sich schlecht anfühlen. Auch wir müssen lernen, mit ihnen umzugehen. Wir sollten sie vor unseren Kindern nicht verstecken. Sie haben feine Antennen und fühlen sie sowieso.

Tipp: Werde dir deiner eigenen Gefühle bewusst, lass sie da sein (natürlich in adäquater Weise) und sprich auch mit deinen Kindern darüber. Sie werden sich alles von dir abschauen und lernen, ihre eigenen Gefühle zu verstehen und zu bewältigen.

Alte emotionale Verletzungen werden berührt.

Deine Kinder sind Meister darin, dir zu zeigen, welche Wunden du noch heilen darfst. Wenn wir im Stressmodus sind, braucht unser Gehirn in Sekundenschnelle eine Lösung und greift auf die Muster unserer Vergangenheit zurück. Wir reagieren, anstatt bewusst zu agieren. Das Gute ist, du kannst aus dem Autopiloten aussteigen.

Tipp: Werde dir deiner unbewussten Muster und Glaubenssätze bewusst. Wie wurde mit dir als Kind umgegangen und was hast du daraus über dich und die Welt geschlussfolgert? Heile diese dysfunktionalen Muster und steige aus dem Autopiloten aus!

MuMs Toolbox: 4 Quick-Tipps, um negative Gefühle loszulassen

Feel it! – Erlaube dir, negative Gefühle zu fühlen.

Hear it! – Was will dir das Gefühl sagen?

Heal it! – Gehe zum Ursprung des Gefühls und heile es.

Love it! – Akzeptiere das Gefühl in Liebe.

Die Eskalation – die Wutspirale

Ich habe es oft bei mir selber erlebt. Da steht man seinem wütenden Kind gegenüber und wird immer aufgebrachter, bis man selber schreit. Es kommt zu einem Machtkampf. Und viele glauben, dass es in einem Streit ums Gewinnen und Verlieren geht. Das heißt, als Autoritätsfigur muss man das letzte Wort haben und seinen Willen durchsetzen, sonst wird die eigene Autorität geschwächt.

Doch diese Eskalation bringt keinem etwas und schwächte die ganze Familie. Es entsteht viel Platz für negative Emotionen: Ohnmacht, Scham, Schuld, Versagen. Hier dreht sich die Negativspirale weiter. Selbstvorwürfe kommen dazu. Du kannst deinem Kind keinen Halt, keine Orientierung geben. Die Beziehung erlebt einen Schaden. Und eines ist klar, die Autoritätsfigur gewinnt keinen Respekt, sondern verursacht doch ihr Verhalten Angst. Angst vor der eigenen Mutter. Also verlieren beide Seiten. Vor allem eine sichere Beziehung.

Ich möchte dir einige Impulse mitgeben, wie du aus dieser dysfunktionalen Situation aussteigen kannst.

Wie du erfolgreich aus der Wutspirale aussteigst
  • Nimm deine eigenen Emotionen wahr, ordne sie richtig ein. Hat die Eskalation tatsächlich mit deinem Kind zu tun? Woher kommt die Wut?
  • Nimm einen Wutausbruch nicht persönlich.
  • Bleib ruhig und gelassen. Hab keine Angst vor einer schwierigen Situation. Kinder haben feine Antennen und spüren, wenn Eltern ruhig sind und keine Angst vor schwierigen Situationen haben. Angst vor der Eskalation ist Garant für die Eskalation.
  • Teile deinem Kind mit: „Ich verstehe deine Wut, ich bin bei dir und für dich da.“ Anerkennung von Wut nimmt schon viel Druck raus.
  • Wer in einem Wutanfall steckt, braucht keine Lösung. Wenn sich die Wut gelegt hat, gibt es Chancen auf Lösungen.
  • Verlasse, wenn nötig, die Situation und nimm dir die Zeit, sie besser zu verstehen.
  • Komm mit kühlem Kopf zu einem späteren Zeitpunkt auf dein Kind zu und besprich den Vorfall. Schmiede das Eisen, wenn es kalt ist!
  • Sprich über deine Gefühle und hilf deinem Kind, seine Gefühle zu erkennen und einzuordnen.

Zum Schluss möchte ich dir noch einen Gedanken mitgeben: Unsere Kinder machen nicht das, was du sagst, sie machen das, was du tust.

Sei ein großartiges Vorbild für deine Kinder! Und damit meine ich nicht, immer perfekt zu sein. Das wird dir wahrscheinlich nicht gelingen. Mir gelingt es jedenfalls nicht. Es geht darum, jeden Tag ein bisschen besser zu werden.

ist stolze Mama von vier wunderbaren Mädchen. 2022 gründete sie die MuM Akademie – eine Akademie für Mütter und Mindsets. Mit dieser möchte sie einen Raum schaffen, um anderen Müttern das Rüstzeug an die Hand zu geben, damit sie den Herausforderungen des Mutterseins selbstbewusst und mit Liebe begegnen können. www.mumakademie.at

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